Blockchain im Bereich Smart-Production

Der Einsatz der Blockchain im Bereich Smart Production ist eine Herausforderung, die sich lohnen wird! Ein durchgängiger Einsatz der Blockchain-Technologie im Bereich Produktion, im Speziellen im Bereich Smart Production ist noch in Entwicklung. Jedoch empfiehlt sich in jedem Falle eine Betrachtung der entstehenden Möglichkeiten!

Welchen Herausforderungen wird begegnet?

Die größte Herausforderung liegt derzeit zum einen in der Erfindung der business-relevanten Anwendungen und zum anderen im Aufbau der unternehmensübergreifenden Strukturen, in denen der eigentliche Mehrwert der Blockchain überhaupt zur Geltung kommt. Der zweite Aspekt ist besonders wichtig: Blockchain-projekte machen in der Regel keinen Sinn, wenn nur eine Partei ihre Prozesse optimiert und digitalisieren möchte. Der Mehrwert einer Blockchain liegt in einer Konstellation, in denen mehrere Parteien gemeinsam arbeiten. Diese Parteien sind jedoch nicht im grünen Bereich, also sie trauen sich nicht oder haben entgegengesetzte Interessen. Und dies macht Konsortienverbände und andere Unternehmensnetzwerke erforderlich, um unternehmensübergreifende Projekte anzustoßen und Spielregeln für solche Projekte zu kreieren.

Wer profitiert?

Anwendungen und Branchen, die von der Blockchain-Technologie am meisten profitieren, können in zwei Gruppen unterteilt werden: auf der einen Seite sind Smart Contracts und die damit verbundenen Automatisierungspotenziale, vor allem für IoT-Applikationen interessant und auf der anderen Seite ist die Unveränderbarkeit der verwalteten Transaktionen für Anwendungen aus dem Bereich Supply Chain, digitale Medien oder für Herkunftsnachweise interessant.

Allgemein kann festgehalten werden, dass die Blockchain-Technologie eine große Bedeutung für viele verschiedene Anwendungsbereiche außerhalb der Finanzbranche und vor allem auch unabhängig von Kryptowährungen aufgrund der spezifischen Eigenschaften der Blockchain hat. Vor allem auch die verteilte Konsensbildung, den digitalen Transfer von Werten, der Automatisierung und Irreversibilität hat die Technologie auf der einen Seite das Potenzial ganze Geschäftsmodelle vieler Organisationen und Institutionen infrage zu stellen und auf der anderen Seite bietet die Blockchain aber auch die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle, die ohne Blockchain nicht oder zumindest nicht wirtschaftlich abbildbar wären.

 

Welche Rolle hat DLT?

Die sogenannte Distributed-Ledger-Technologie (DLT) wurde anfänglich von Kryptologen und Mathematikern aus dem akademischen Umfeld entwickelt und daher war die Diskussion und das damit einhergehende Verständnis sehr technisch geprägt. Die heutige Wahrnehmung ist stärker auf die aus der Technologie resultierenden Anwendungen fokussiert. Diese sind einer generellen Formulierung all jene Geschäftsmodelle, die einen firmen-übergreifenden Datenaustausch mit mehreren Partnern erfordern.

Darin liegt dann auch der generelle Nutzen der DLT im industriellen Umfeld. Hier können auf Basis einer externen Infrastruktur für zu für allen Beteiligten gleichen Bedingungen automatisierte Geschäftsprozesse implementiert werden, die entweder Kosteneinsparungen bringen, im Gegensatz zu herkömmlichen diversifizierten Technologien, die das Risiko des Datenaustausches mit Partnern stark reduzieren oder  neue Einnahmenströme für verschiedene Teilnehmer realisieren.

Übersicht der potenziellen Anwendungsbereiche:

Das Potenzial der Blockchain wird für verschiedene Anwendungsbereiche erkannt. Die industrielle Fertigungs- und -prozessindustrie bieten eine breite Palette an Potenzialen und Herausforderungen, die man grob in drei Anwendungsfelder aufteilen kann, wobei jedes Anwendungsfeld mehrere spezifische Anwendungen beinhaltet:

Welche Erwartungshaltung wird der Technologie begegnet?

Die Erwartungshaltung an die Blockchain-Technologie schwankt zwischen Euphorie und großer Skepsis. Beide dieser Extrempole sind durchaus gerechtfertigt. Einerseits verspricht die Blockchain-Technologie, das Paradigma zu ändern, wie Unternehmen und Privatpersonen mit Daten umgehen. Sinnbildlich dafür steht die Vorstellung der Datenmonopole als Inhaber der weltweit begehrtesten Ressource, so wie es davor die Ölkonzerne mit Erdöl gewesen sind.

Blockchain kann effizienten Austausch der Daten zwischen Unternehmen ermöglichen und damit in der Theorie als Gegenentwurf zu dem Datenmonopol der FAANG-Unternehmen (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Alphabet/ Google) stehen. Auch wenn diese Vorstellung etwas utopisch klingen mag, so ist die selbstbestimmte Identität (self-sovereign identity) ein wichtiges Instrument der dezentralisierten Datennutzung, welches tatsächlich bereits Anwendung findet. Diesem grenzenlosen Potenzial der Blockchain steht die Tatsache entgegen, dass nach fast 13 Jahren seit der Veröffentlichung des Bitcoin Whitepapers die Spekulation mit volatilen Kryptowährungen die einzige massentaugliche Anwendung der Blockchain zu sein scheint. Tatsächlich ist die Anwendung der Blockchain eine wichtige und disruptive Option für die herkömmlichen zentralisierten Infrastrukturen. In vielen Fällen reicht statt der Anwendung der Blockchain eine einfache Cloud-Lösung, eine Datenbank mit eingeschränkten Bearbeitungsbefugnissen oder eine verteilte Datenbank. Die Blockchain kann jedoch auch in diesen Fällen ein wichtiger Auslöser sein, um sich aus einem anderen Blickwinkel mit der bestehenden Infrastruktur zu beschäftigen und sich zu hinterfragen, ob man alle Datenpotenziale in seinem Unternehmen optimal ausschöpft. Noch wichtiger ist es zu verstehen, dass die Blockchain als automatisierte und effiziente Kontrollinstanz jeweils dort Sinn macht, wo mehrere Parteien, die voneinander abweichende Interessen haben könnten, gemeinsam arbeiten wollen. Dieses Potenzial wurde von EY’s Global Innovation Leader Paul Brody auf den Punkt gebracht: „Was ERP für das einzelne Unternehmen getan hat, kann Blockchain für die gesamte Lieferkette tun“.

Das ist besonders für branchen- und industrieübergreifende Netzwerke und Konsortien relevant und erfordert neutrale Plattformen, wo Mittelstand untereinander und zusammen mit den Startups ohne Berührungsängste zusammenkommen kann, um gemeinsame Geschäftsideen zu diskutieren und mit einem Proof-of-Concept oder einem Pilotprojekt auszuprobieren.

Die Potenziale in der Fertigungs- und Prozessindustrie durch die Blockchain-Technologie sind sowohl technologisch als auch aus Marktsicht immens. Die anvisierten Anwendungen und Innovationen der Blockchain sind teilweise weniger radikal und optimieren und verbessern Prozesse aus Effizienz- und Qualitätssicht. Dazu gehören sicherlich Nachverfolgung und Nachweisbarkeit in Produktionsprozessen
und Lieferketten, die Erstellung digitaler Zwillinge bis hin zur Bekämpfung von Produktfälschungen.
Mitunter gibt es aber auch radikalere Innovationen, basierend auf einem technologischen Fokus im Bereich Daten und Maschinenzugriffe. Diese werden die Bereiche Prozessverfolgung, Prozessoptimierung, Produktionssicherheit und Qualitätsmanagement verändern und verbessern.
Zur dritten Gruppe gehören dann die radikaleren, mitunter disruptiven Innovationen, die mithilfe der Blockchain-Anwendung serviceorientierte und nutzungsbasierte Geschäftsmodelle, Marktplätze für den Verkauf von Daten, Bezahlsysteme für Kleinstbeträge und die Tokenisierung der Vermögensgegenstände ermöglichen

Zugang als Herausforderung?

Die größte Herausforderung liegt allerdings im Zugang zur Blockchain-Technologie. Vor allem da es sich ähnlich wie bei dem Themenfeld Künstliche Intelligenz (KI) um eine
sehr komplexe, schwer vorstellbare Technologie handelt. Die Bekanntheit der Technologie in Verbindung mit dem Finanzsektor und die darin begründete Entfernung vom informations- und vor allen ingenieurwissenschaftlichen Bereich verstärkt diesen Effekt. Der Hype um die Kryptowährung Bitcoin, hat die Technologie weit vom ingenieur-lastigen Mittelstand entfernen lassen. Hinzukommt, dass der
Klein- und Mittelstand ja auf dem Weg zur Blockchain noch in und mit der digitalen Transformation beschäftigt ist. Demzufolge käme Schritt 2 vor Schritt 1, wobei für Schritt 1 schon oft die Zeit, die Ressourcen und das Verständnis fehlen.

Dem entgegen steht, dass die Anwendung der Blockchain-Technologie nicht zwingend im Zusammenhang mit einer fortgeschrittenen digitalen Transformation steht, sondern auch parallel angegangen werden kann. Außerdem birgt die Technologie für den Standort Deutschland jetzt aktuell die Gelegenheit, bei einer Zukunftstechnologie wieder ganz weit vorne mit zu agieren, wo ja beispielsweise im Bereich Digitalisierung, E-Mobilität, Wasserstoff, KI derzeit vielfach nur noch ein im weltweiten Vergleich Hinterherhinken erfolgen kann. Immerhin ist Berlin die Welthauptstadt der Blockchain und nicht das Silicon Valley.